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Klarheit vor Schönheit

16. August 2021, von Henny Ruhland

Klarheit vor Schönheit

Klärungshilfe bedeutet hinzusehen und verstehen wollen.

Worum geht es hier?

Klärungshilfe ist eine hochwirksame Methode, um zwischenmenschlichen Schwierigkeiten im Beruf zu begegnen und ist somit geeignet, auch in schwerwiegenden und chronischen Konfliktsituationen zu vermitteln. Auch ohne externen Klärungshelferin ist diese Arbeitsweise im Team präventiv einsetzbar. Das Motto der Klärungshilfe lautet: Vergangenheit verstehen, Gegenwart klären und Zukunft gestalten.

Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen

Was tun wir im Unternehmen, wenn Frau Still und Herr Stumm sich anschweigen oder gar anschreien, wenn Herr Luft als Chef nix zählt, wenn ganze Teams aus den Wolken fallen, wenn der Flurfunk in unseren Ohren schallt, wenn die Stimmung weit unter den Gefrierpunkt sinkt und alles ins Stocken gerät, wenn die Krankheitsrate ansteigt, die Menschen bei den Betriebsräten Sturm klingeln, wenn von Mobbing die Rede ist und Frau Gutmut dem Nervenzusammenbruch nahe scheint … ? Ja, wenn es soweit ist, dann ist der Konflikt schon sehr weit fortgeschritten. Soweit sollten wir es gar nicht erst kommen lassen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt zu handeln, als Betriebsrat oder als Führungskraft?

Welche Maßnahme für welche Situation?

Es hängt von der jeweiligen Konflikteskalationsstufe ab, welche Maßnahme sinnvoll ist. Und die Wahl dieser hängt in hohem Maße von einer guten Auftragsklärung ab. Wann ist ein Kommunikationsseminar geeignet? Wann gibt es klare Zeichen für die Notwendigkeit einer Teamklärung? Nach Glasl gibt es neun Eskalationsstufen. Während auf den ersten drei Stufen eine interne Lösung möglich ist oder ein Seminar ausreicht, brauchen wir auf der vierten Stufe schon die Hilfe eines allparteilichen Moderators. Führungskräfte oder Betriebsräte müssen nicht alles selbst lösen, doch sollten sie immer wissen, wie und wo sie die Lösung finden können. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Konflikte sind normal und ein Ausdruck eines lebendigen Kontakts. Problematisch wird es, wenn Konflikte ignoriert oder nicht erkannt werden – dann haben sie in der Regel verheerende Folgen. Dies betrifft sowohl die Arbeitsatmosphäre als auch die effektive Zusammenarbeit.

Lösung durch Verstehen

Ziel jeder Konfliktmoderation ist eine tragfähige Lösung, die alle Parteien einbezieht. Basis für eine solche Konfliktlösung ist aber stets die Klarheit zwischen den Konfliktparteien – und zwar immer auf beiden Ebenen: den sachlichen Inhalten und den Gefühlen. Der Fokus liegt damit auf der Beachtung der verletzten Gefühle, die solange Lösungen verhindern werden, solange sie unbeachtet bleiben. Wenn die Beziehungsebene gestört ist, hat das immer Auswirkungen auf die Kooperation auf sachlich-fachlicher Ebene. Wenn Herr Meier Frau Müller nicht leiden kann, wird er auch Ihre Vorschläge nicht objektiv betrachten können. Wenn wir uns für die Klärungshilfe entscheiden, entscheiden wir uns für Offenheit und die Bereitschaft, zuzuhören und verstehen zu wollen.

Fazit

Hinsehen und die aktive Auseinandersetzung können den Konflikt klären. Wegsehen macht alles meist nur schlimmer. Selbst wenn der Konflikt nicht „heiß“ wird, zerstört auch der „kalte“ Konflikt das Miteinander im Team.

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